Es hat lange gedauert, bis es der Rosé geschafft hat, ernst genommen zu werden. Zugegeben, die meisten Rosés sind immer noch belanglos und primärfruchtig, sie scheinen lediglich dazu gemacht, im Sommer den Durst zu löschen. Dabei kann Rosé viel mehr. Es kommt allerdings darauf an, wie man ihn vinifiziert. Rosés sind mittlerweile richtig in, zumal wenn sie als Schaumwein aus der Champagne stammen oder als Stillwein aus dem Süden Frankreichs. Der Rosé ist nicht mehr nur ein Zwitter zwischen Rot- und Weißwein, sondern ein ernsthafter Charakterdarsteller. Im Burgund, beispielsweise in der Appellation Marsannay, werden die Rosés auch gerne mal im Holz ausgebaut. In der Champagne und ebenso in der Provence erreichen Spitzenrosés mittlerweile dreistellige Verkaufspreise. <weiterlesen>
Die meisten Rosés sind bis heute so etwas wie ein Beiprodukt der Rotweinbereitung. Will man nämlich den Rotwein intensiver und dunkler haben, macht man einen Saftabzug. Aus diesem ersten hellen Saft keltert man dann den Rosé. Ernst zu nehmende Rosés aber entstehen im Saignée-Verfahren (Ausbluten) oder in Direktpressung. Beim Saignée läuft der Saft von selbst ab, bei der Direktpressung belässt man den Saft auf den angepressten Trauben, bis der Wein die Farbe und den Gerbstoff hat, der erreicht werden soll. Dann wird der Most gepresst. Diese Rosés sind gerbstoffreicher und würziger, leichter im Alkohol und ernsthafter als die primärfruchtigen. Normalerweise wird Rosé einzig aus roten Trauben gekeltert. Doch es gibt Ausnahmen. In der Champagne beispielsweise werden so gut wie alle Rosé-Champagner aus roten und weißen Trauben gekeltert, was etwas mit der Mousseux-Bildung zu tun hat, die beim Saft von weißen Trauben anders funktioniert als bei ausschließlich roten. Hier haben sich zwei Stile herausgebildet: Weiß gekelterte Champagner, denen nur ein relativ geringer Anteil roten Weins beigefügt wird, oder Rosé in Direktpressung, dessen Saft länger auf den Traubenhäuten verweilt. Auch im Süden Frankreichs ist es nicht ungewöhnlich, wenn Rosé aus roten und einem Anteil weißer Trauben gemeinsam gekeltert wird.