Während der Rosé gewissermaßen ein Rotwein ist, der wie ein Weißwein behandelt wird, ist es beim Orangewein genau umgekehrt. Der Orangewein, eine alte Weinbereitungsweise, die aber in den letzten Jahren für ein wenig Furore gesorgt hat, wird aus weißen Trauben gemacht, die auf der Maische vergoren werden, wie man es normalerweise mit roten Trauben macht. Die Maischevergärung kann wenige Tagen oder auch etliche Wochen dauern. Sie führt aber immer dazu, dass mehr Phenole und Gerbstoffe in den Weißwein kommen und meist auch mehr Farbstoffe. Denn die Häute von Weißweinreben sind nur selten farblos. Viele Sorten sind dickschalig und tendieren ins Rostgraue. Dann nimmt der Wein Farbe an und verhält sich am Gaumen so, wie es ein roter tut – er zeigt viel Textur und Struktur. <weiterlesen>
Eigentlich ist das Phänomen Jahrtausende alt; denn schon die Georgier und sicher auch andere Völker haben rund ums Schwarze Meer Weißweintrauben in großen, in der Erde vergrabenen Amphoren (Quevri) samt den Traubenhäuten und Stielen vergoren, und das lange vor unserer Zeitrechnung. Dass dies heute wieder aufgegriffen wird, hat viel mit der Abkehr von der Massenweinherstellung zu tun. Winzer suchen nach Alternativen zur seelenlosen Weinbereitung, zum Einsatz von Schwefel im Keller, und sie suchen eine Verbindung von neuen und traditionellen Stilen, um die Weinwelt zu bereichern. Als Essensbegleiter funktionieren diese maischevergorenen Weißweine übrigens hervorragend. Sie haben Grip, Textur, eine gewisse Salzigkeit und sind am Gaumen einfach sehr präsent.